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Reinkulturen für die Pilzzucht erzeugen

Steriles Arbeiten

steriles Arbeiten

Grundvoraussetzung für die Erzeugung von kontaminationsfreien Reinkulturen, ist eine keimfreie Umgebung. Insbesondere die umgebende Luft sollte im Idealfall absolut frei von Staubpartikeln sein. Um dies zu erreichen wird mit Reinkulturen in der professionellen Pilzzucht in einem Reinraum oder in einer sterilen Werkbank gearbeitet. Als Hobbypilzzüchter hat man aber in der Regel nicht die Möglichkeit unter solchen Idealbedingungen zu arbeiten. Es ist aber durchaus möglich, wenn man die Gefahr einer gewissen Ausfallrate in Kauf nimmt, auch mit relativ einfachen Methoden eine ausreichende keimfreie Umgebung zu schaffen und brauchbare Reinkulturen für den Hobby-Pilzzuchtbereich selbst zu erzeugen.

Bau einer Impfbox für die Pilzzucht

Optimal für solch eine einfache Pilzucht-Impfbox ist ein leeres Aquarium, dessen Öffnung auf die Seite gelegt, einen guten Zugriff für die Hände ermöglicht. Die Öffnung des Aquariums wird luftdicht mit Plastikfolie und Klebeband verschlossen und anschließend werden 2 kreisrunde Öffnungen für die Hände in die Folie hineingeschnitten, welche etwas kleiner als der Durchmesser der Unterarme sind. Dadurch spannt sich die dehnbare Folie später möglichst luftundurchlässig um die Unterarme. Nun werden nur noch möglichst unterarmlange Handschuhe, Alkohol oder Desinfektionsmittel in ein Handsprüher benötigt.

Arbeit mit der Impfbox

Unbedingt zu beachten ! …ist, das bei der Arbeit innerhalb der Impfbox niemals offenes Feuer in Verbindung mit Alkohol oder brennbaren Desinfektionsmitteln zum Einsatz kommen darf. Dies kann zu schwersten Verbrennungen durch Verpuffung oder Feuerentwicklung führen. Deshalb sollten alle Utensilien, welche man mit Hitze keimfrei machen möchte, vorab in sicher Entfernung zur Impfbox sterilisiert werden und anschließend in der Impfbox noch einmal zusätzlich mit Alkohol keimfrei gemacht werden.

Die Desinfektion der in der Impfbox befindlichen Luft und Oberflächen erreicht man nun durch regelmäßiges und gründliches Ausnebeln mit Alkohol oder Desinfektionsmittel. Jeweils kurz vor der durchzuführenden sterilen Arbeit, bestückt man die Impfbox mit allen notwendigen Utensilien, führt beide Arme durch die Öffnungen, bis diese möglichst luftdicht an der Folie anliegen und nebelt nun die komplette Box gründlich aus. Damit das biologische Material (Pilze und Myzelien), welche zur Herstellung der Pilzzucht-Reinkulturen benötigt werden, keinen Schaden nehmen, sollte man dieses während des Vorgangs in einer Folientüte oder Plastikbox vor dem Sprühnebel schützen.

Klonen und Sporenabdrücke für Reinkulturen

Um nun das Pilzmyzel möglichst rein, das heißt ohne Verunreinigungen wie Schadpilze oder Bakterien zu isolieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Man kann einen Sporenabdruck gewinnen, in dem man die vom Fruchtkörper abgegebenen Pilzsporen in einer keimfreien Umgebung auf eine sterile Unterlage oder Nährmedium absinken lässt. Sporenabdrücke auf grobporigem sterilem Papier können, richtig gelagert, mehrere Jahre keimfähig überdauern.
Eine andere Möglichkeit ist den Fruchtkörper des Pilzes, durch Entnahme eines Myzelstückchens aus dem keimfreieren Kern dessen, zu klonen. Man erhält dann eine identische Kopie des Pilzes bzw. des Pilzstammes.

Die Klonung des Pilzstammes bietet viele Vorteile:

  • man erhält eine identische Kopie der gewünschten Pilzart, z.B. um weitere Pilze zu züchten
  • das Myzel hat schon einen hohen Reinheitsgrad
  • der geringere Zeitaufwand durch Wegfall aufwendiger Selektierung des Pilzstammes.

Das entnommene Myzelstück wird auf ein steriles Nährmedium gesetzt, welches ein gesundes und schnelles Wachstum des Myzels ermöglicht. Eine ausgewogene Zusammensetzung des Nährmediums spielt eine sehr wichtige Rolle. Man wählt dazu Inhaltsstoffe, die Pilze sehr gut verwerten können.

Herstellung der Reinkultur und Rezeptur

Reinkultur nach Rezeptur

Um ein besiedelbares und schneidfähiges Nährmedium zu schaffen, setzt man den in Wasser gelösten Bestandteilen wie Malzzucker oder Hefe noch Verdickungsmittel wie Agar zu. Ein universell einsetzbarer Nährboden zum Pilze züchten ist Malzextrakt-Hefe Agar.

Hier ein gutes Rezept:

1000ml Wasser, 20g Agar Agar, 20g Malzzucker, 2g Hefe, 1g Pepton

Die Bestandteile werden in einer Flasche vermischt. Die Öffnung der Flasche wird mit einem Wattestopfen und zusätzlich mit einem Stück Alufolie als Abdeckung verschlossen und bei 121°C, mindestens 15 min. lang sterilisiert.

Nun füllt man das noch heiße Nährmedium ca. 5 mm hoch in die Petrischalen und lässt diese verschlossen in der Impfbox abkühlen. Bei der Entnahme des Myzelstückchens ist darauf zu achten das dieses aus dem sterilen Inneren des Pilzes möglichst zwischen Stiel und Hutansatz entnommen wird. Dazu reißt man den Pilz vorsichtig vom Stiel her in 2 Hälften auseinander. Die Entnahme erfolgt mit einer Impfnadel. Die Impfnadel wird vorher stark mit einem Gas oder Spiritusbrenner erhitzt. Durch das Erhitzen der Impfnadel werden alle Keime abgetötet, deshalb sollte die Spitze der Nadel besonders lang erhitzt werden. Die Entnahme muss in der Impfbox, also in einer möglichst keimfreien Umgebung erfolgen. Die Größe des zu entnehmenden Myzelstückchens sollte bei 2-3 mm liegen. Das Myzelstück wird in die Mitte des Nährmediums gesetzt und die Petrischale wird zusätzlich mit Wachsband oder Frischhaltefolie versiegelt.

Besiedlungsphase der Reinkultur

Die so vorbereiteten Reinkulturen werden nun zum Durchwachsen in einem beheizten Raum in der Impfbox oder in einer Plastikbox, bis alle Nährmedien vom Pilzmyzel vollständig bewachsen sind, gelagert. Die Boxen schützen die Reinkulturen zusätzlich vor dem Eindringen von Keimen. Übrigens, das sogenannte Klonen empfiehlt sich in der Pilzzucht auch um eine gute und ertragreiche Pilzsorte zu vermehren bzw. zu erhalten und weitere gleichartige Pilze züchten zu können.

 

Autor: Hagen Breck